Sprungziele

Lebensraumkonzept „Unser Bad Hindelang 2030“ mit integrierter Tourismusstrategie

Den Weg nach 2030 gemeinsam gehen...!

Zusammenfassung
Wissenschaftliche Studien zeigen immer wieder, dass sich Einheimische in Tourismusregionen immer mehr von den Begleiterscheinungen eines „boomenden“ Geschäfts gestört fühlen. Auf der einen Seite trägt der Tourismus als starker Wirtschaftsfaktor zu einer hohen Lebensqualität für Einheimische bei, aber auf der anderen Seite wird eben diese Lebensqualität durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen, Staus, Park-Chaos oder eine zertrampelte Natur getrübt. Um die Akzeptanz für den Tourismus in der einheimischen Bevölkerung also nicht zu verlieren, dürfen deren Bedürfnisse an ihren Lebensraum nicht unter den Tisch fallen. Für die zukünftige Ausrichtung dürfen Tourismusorte und Regionen keine reinen Tourismuskonzepte mehr entwickeln, sondern müssen ganzheitliche Konzepte erstellen, die den gesamten Lebensraum mit all‘ seinen Akteuren in den Blick nehmen. Denn jede Tourismusregion ist Lebensraum: für die Gäste auf Zeit, für die Bürger auf Dauer.

Vor diesem Hintergrund hat sich die Tourismusgemeinde Bad Hindelang auf den Weg gemacht und ein Lebensraumkonzept mit integrierter Tourismusstrategie entwickelt und sich damit eine Handlungsgrundlage für alle örtlichen Entwicklungen geschaffen. 

Bad Hindelang ist Lebensraum. Für Bürger auf Dauer, für unsere Gäste auf Zeit. 
Der Markt Bad Hindelang, gelegen in den Allgäuer Hochalpen, ist eine erfolgreiche Tourismusgemeinde mit einer Gemeindefläche von rund 140 km² und sechs Ortsteilen, welche sich in Höhenlagen zwischen 800 und 1.200 m befinden. Die Gemeinde hat 5.200 Einwohner und jährlich rund 1 Mio. Übernachtungen. Der Tourismus ist der Hauptwirtschaftszweig: Insgesamt 80% der Wertschöpfung (Einkommen, Löhne und Gewinne) entstehen direkt und indirekt durch den Tourismus. Ebenso sind 80 % der Gemeindefläche Landschaft- oder Naturschutzgebiet. Das Naturschutzgebiet „Allgäuer Hochalpen“ ist mit 21.000 ha das zweitgrößte Naturschutzgebiet Bayerns und mit Oberstdorf, Sonthofen und Bad Hindelang Partner der Kooperation Fahrtziel Natur, die vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Naturschutzbund Deutschland (NABU), Verkehrsclub Deutschland (VCD) sowie der Deutschen Bahn (DB) getragen wird. 

Seinen Anfang hatte das Lebensraumkonzept „Unser Bad Hindelang 2030“ mit integrierter Tourismusstrategie Ende 2018. Damals sollte ein neues Tourismuskonzept entwickelt werden. Sehr schnell wurde jedoch deutlich, dass ein reines Tourismuskonzept keine Akzeptanz in der Bevölkerung finden würde und viel zu kurz greifen würde. So standen insbesondere der zunehmende Tagestourismus und der damit zunehmende Individualverkehr immer mehr in der Kritik. Zukünftig sollten der Lebensraum und die Werte der Einheimischen im Vordergrund stehen, und der Tourismus sollte sich darin integrieren – nicht umgekehrt!

So entschied der Marktgemeinderat Anfang 2019 den Prozess für das Lebensraumkonzept „Unser Bad Hindelang 2030“ mit integrierter Tourismusstrategie anzugehen.

Oberste Prämisse: Partizipation der Bürger
Ein erster Schritt, um zu erfahren, wo einerseits der Schuh drückt und wo andererseits unsere Stärken liegen, war eine groß angelegte Markenumfrage. Daran beteiligten sich rund 2.000 Einheimische und etwa 1.500 Gäste – also insgesamt beachtenswerte 3.500 Personen.

Wesentliche Themenfelder, die sich aus dieser Markenumfrage ergaben, waren:

  • die Förderung einer starken Gemeinschaft,
  • die Stärkung unserer Familienbetriebe und der Regionalwirtschaft,
  • ein natur- und sozialverträglicher Tourismus, 
  • die Reduzierung des Individual- und Parksuchverkehrs sowie die Schaffung neuer innovativer Mobilitätslösungen,
  • die Stärkung unserer Infrastruktur samt Anpassung an den Klimawandel,
  • Wohnraum für Einheimische,
  • die Reduzierung von Leerständen und
  • das Ziel einer energieautarken Gemeinde.

Im Anschluss an die Markenumfrage tagten zunächst diverse Arbeitsgruppen selbständig zu den verschiedenen Themen, bevor im Herbst 2019 die finale zweitägige Zukunftswerkstatt mit insgesamt 64 Bürgern stattfand. Wichtig dabei ist, dass an dieser zweitägigen Abschlussveranstaltung zum Lebensraumkonzept weder die Erste Bürgermeisterin, noch Vertreter des Marktgemeinderates oder der Verwaltung teilgenommen haben. Es wurden allein jeweils acht Bürger zu acht Lebensbereichen, also insgesamt 64 Teilnehmer, geladen.

Dabei haben die Gruppen ihre jeweils acht Vertreter aus den acht Bereichen „Land und Alpwirtschaft“, „Tourismus“, „Handwerk und Einzelhandel“, „Infrastruktur“, „Vereine“, „Jung und Alt“, „Bürger, Mieter und Zweitwohnungsbesitzer“ sowie „Visionäre“ selbst ausgewählt. Die Gemeinde hat auf die Besetzung der acht Thementische keinen Einfluss genommen, damit größtmögliche Objektivität und Transparenz, sowie bestmögliche Partizipation gegeben war.

Die Ergebnisse aus der Zukunftswerkstatt erzielen auf diese Weise eine ganz andere Tragfähigkeit, Akzeptanz und Verbindlichkeit für die Zukunft.

Lokalität und Authentizität
Nach der Zukunftswerkstatt und der Fertigstellung des Lebensraumkonzeptes „Unser Bad Hindelang 2030“ folgten im November und Dezember Sitzungen mit dem Tourismusbeirat, um die zukünftige Tourismusstrategie in das Lebensraumkonzept zu integrieren.

Die neue Tourismusstrategie sollte vor allem die Suche nach tiefergehenden Erlebnissen, Regionalität und Authentizität sowie den neuen Luxus in Form von Zeit, Natur und Raum abbilden.

Insofern wurden in diesem Prozess folgende touristische Spitzenleistungen Bad Hindelangs identifiziert:

  • Die intakte alpine Kulturlandschaft und das Naturschutzgebiet „Allgäuer Hochalpen“.
  • Bad Hindelang als einer der Orte mit der besten Luft weltweit – wie die Weltgesundheitsorganisation WHO festgestellt hat.
  • Bestes Familienskigebiet in den bayerischen Alpen.
  • Die starke Integration zwischen Berglandwirtschaft, Tourismus und Handwerk.
  • Das Leitprodukt „Bad Hindelang PLUS“.

Im Ergebnis haben im Rahmen der Arbeitskreise, in Interviews, im Tourismusbeirat und vielen weiteren Sitzungen und Beratungen 250 Bürgerinnen und Bürger aktiv an der Entwicklung und Ausarbeitung des Lebensraumkonzepts „Unser Bad Hindelang 2030“ mit integrierter Tourismusstrategie mitgewirkt. Das „Ökomodell Hindelang“ und das Immaterielle Kulturerbe der „Hochalpinen Alpwirtschaft“ wurden dabei als oberste Prämisse für den Lebens- und Urlaubsraum Bad Hindelang festgelegt.

Das Lebensraumkonzept „Unser Bad Hindelang 2030“ mit integrierter Tourismusstrategie stellt heute den roten Faden und die Grundlage für alle politischen und touristischen Entscheidungen in Bad Hindelang dar.

Achtsames Miteinander von Mensch, Tier und Natur
Das „Ökomodell Hindelang“ wird vom Verein für Landschaftserhaltung e.V. „Hindelang - Natur & Kultur“ getragen. Alle 60 Bergbauern im Verein bewirtschaften sämtliche Flächen in allen sechs Ortsteilen der Gemeinde äußerst naturnah durch den vollständigen Verzicht auf Herbizide, Pestizide sowie Kunstdünger. Zudem arbeiten sie gentechnikfrei. Darüber hinaus befinden sich in Bad Hindelang 46 Alpen, was die Gemeinde mit einem Flächenanteil von 56 % zu Deutschlands alpflächenreichster Kommune macht. Die Deutsche UNESCO-Kommission e.V. hat die „Hochalpine Allgäuer Alpwirtschaftskultur in Bad Hindelang“ 2016 in das Register „Guter Praxisbeispiele Immaterielles Kulturerbe“ aufgenommen. Bergbauern und Älpler nutzen, aber übernutzen die Natur nicht. Aufgrund des großen geschlossenen ökologischen Engagements der Bergbauern stockte der Marktgemeinderat seine Unterstützung für den Verein „Hindelang – Natur & Kultur“ von bisher 70.000 € auf 120.000 € pro Jahr auf. Dadurch werden die kleinbäuerlichen Bergbauernbetriebe zusätzlich gestärkt.

Exkurs: Seit vielen Jahrhunderten sorgen Bergbauern und Älpler für ein Landschaftsbild, das nicht nur für Einheimische, sondern ganz besonders auch für Gäste einen Ort der Sehnsucht bedeutet. Aber nicht nur dies: vielfältige und ökologisch hochwertige Produkte wie den Allgäuer Bergkäse, eine sehr lokalspezifische kulturelle Identität der Orte und einen natur- und sozialtverträglichen Tourismus - all dies gäbe es ohne die Bergbauern und Älpler nicht. Darüber hinaus ist vielen nicht bewusst, dass diese Landschaftspflege an steilen Hängen zudem eine entscheidende Rolle für die Sicherheit unserer Bergregionen zukommt, insbesondere in Bezug auf Murenschutz. Die Bewirtschaftung und Beweidung der Wiesen und Alpen hält die Grasnarbe dicht und verhindert, dass die Landschaft verbuscht und destabilisiert wird. Die Gefahr von Erdrutschen und Murenabgängen wird vermindert. Die Pflege und Bewirtschaftung der Bergwiesen und Alpen trägt somit nicht nur zur Erhaltung der Kulturlandschaft und Artenvielfalt bei, sondern leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung und der Infrastruktur in alpinen Regionen. Gerade in Zeiten des Klimawandels mit oft bedrohlichen lokalen Wetterereignissen, gewinnt diese Funktion der Arbeit der Bergbauern und Älpler immer mehr an Bedeutung.

Hier finden Sie weitere aktuelle Einblicke in unser Lebensraumkonzept:

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